Dienstag, 26. August 2014

Beim Bayern-Sieg im Krankenwagen



Jancker-Foul stoppt Alexander Löbe – Ex-Stürmer des FC Gütersloh verkauft heute Jeans in Skandinavien

 Es ist Ende Januar im Jahr 1998, als der kleine FC Gütersloh den großen FC Bayern München schlägt. Die Sensation in der Olympiahalle: Alexander Löbe ist dabei. An den 4:2-Sieg hat er aber nicht nur gute Erinnerungen. Nach einem Foul von Carsten Jancker endet die München-Reise für den Knipser im Krankenwagen.

Dass der FCG überhaupt im Hallenmasters-Finale in München antritt, verdankt er besonders Löbe, der zwischen 1997 und 1998 sieben Mal für den Zweitligisten spielt (ein Tor). Mit neun Treffern schießt der Stürmer Gütersloh fast im Alleingang zum Sieg beim Dortmunder Qualifikationsturnier in der Westfalenhalle. Als Belohnung gibt's das Ticket in die bayerische Hauptstadt. Zum Auftakt beweist Löbe in der Olympiahalle wieder seinen Torriecher, schießt den FCG beim 2:2 gegen Rostock mit 1:0 in Führung. Den 4:2-Erfolg über den Rekordmeister erlebt der Angreifer teilweise im Krankenwagen. Nationalspieler Carsten Jancker bricht Löbe während eines Zweikampfs den Fuß – der damals 25-Jährige erlebt unter Schmerzen einen der größten Erfolge der FCG-Vereinsgeschichte.


Bevor Löbe an der Dalke andockt, hat der Offensivspieler seine Schuhe bereit für fünf Profiklubs geschnürt. Mit Wattenscheid und dem MSV Duisburg stürmt er sogar in der Bundesliga. Noch beim Zweiligisten Lübeck spielend, unterschreibt der Stürmer einen Vorvertrag beim FCG. Doch in Gütersloh angekommen, stürzt Löbe ungewollt in eine sportliche Krise. »Wir hatten eine angenehme Mannschaft, doch zwischen Trainer Hannes Linßen und mir hat es einfach nicht gepasst.«
Der Grund: Vor seinem Wechsel spielt er mit offenen Karten, erzählt den Verantwortlichen dass mehrere Bundesligisten um ihn buhlen würden. Löbe will seinen Vertrag dennoch erfüllen. »Für mich war es wichtig, zu meinem Wort zu stehen. Aber nach dem Gespräch war ich bei Linßen unten durch«, sagt der Jenaer.
Das lässt der Trainer seinen Neuzugang Tag für Tag spüren. Linßen straft Löbe mit Missachtung, gibt dem Stürmer in der Liga nur wenig Einsatzmöglichkeiten. Obwohl der damalige Youngster gleich im ersten Spiel ein Tor gegen Nürnberg schießt, trägt er das FCG-Trikot nur noch sechs weitere Male – jedes Mal wird der Torjäger nur eingewechselt.

Löbe nimmt die Sache dennoch sportlich, hängt sich im Training rein. »Ich wollte Hannes Linßen keine Angriffsfläche bieten. Im Endeffekt war ich wohl einer der fittesten Spieler«, sagt der Stürmer, der die schwierige Zeit beim FCG heute als »hervorragende Schule für die weitere Profi-Karriere« sieht.
Im Winter 1998 verlässt Löbe nach dem Rauswurf von Hannes Linßen den Heidewald. »Der neue Trainer Dieter Brei hat mir zwar sein Vertrauen ausgesprochen, aber die Luft war einfach raus. Ich wollte weg«, sagt er. Über Österreich führt der Weg des Stürmers in die Türkei. Bei drei türkischen Klubs entwickelt sich Löbe zum Goalgetter, wird am Bosporus zum Publikumsliebling. Zurück in Deutschland stellt der heute 40-Jährige in Wattenscheid, Essen und Paderborn noch einmal seine Torgefahr unter Beweis, schießt den SC Paderborn mit 17 Toren zum Zweitliga-Aufstieg – und das als Stand-By-Profi.
Löbe studiert neben seiner Karriere Betriebswirtschaftslehre an der Universität Essen, macht den Bachelor- und den Master-Abschluss und legt den internationalen MBA-Titel nach. Noch als Profi kollidieren Fußball- und Studientermine. »Vor einem Spiel beim FC St. Pauli musste ich vormittags noch eine Prüfung schreiben«, erzählt der Kicker, der heute bei der italienischen Jeans-Firma Replay für das Skandinaviengeschäft zuständig ist. Anstatt auf dem Rasen verbringt er nun viel Zeit im Flugzeug, ist ständig zwischen Deutschland und Europas Norden unterwegs. Und Fußball? Dem Leder jagt Löbe immer noch nach: für die Traditionself des MSV Duisburg. Mit Uwe Weidemann trifft er dabei auch auf einen alten FCG-Weggefährten. Klar, dass die Gespräche sich auch oft um den Triumph von München drehen.

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