Montag, 19. Mai 2014

Der Wettskandal wirft einen Schatten

Rückblick auf 2005: Nach 22 Jahren ist Paderborn endlich wieder ein Zweitligist – Rückkehr gelingt mit vielen Routiniers

Ein geplanter Aufstieg: Mit Routiniers wie Alexander Löbe und Georgi Donkov greift Fußball-Regionalligist SC Paderborn in der Saison 2004/2005 die 2. Bundesliga an. Ärgerlich: Der Aufstieg wird vom Wettskandal überschattet.

Die Pokalsensation mit dem 4:2-Sieg über Bundesliga-Dino Hamburger SV im eigenen Hermann-Löns-Stadion sollte wenige Monate später den deutschen Fußball massiv erschüttern. Im Mittelpunkt des Skandals stehen der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer und SCP-Kapitän Thijs Waterink. Was die etwa 7000 Paderborner Fans nach dem Sieg nicht wussten: Waterink traf sich vor dem Spiel in der Nähe des Hermann-Löns-Stadions mit einem unbekannten Mann, der ihm 10   000 Euro übergab. Sie seien als zusätzliche Motivation für einen Sieg über den Hamburger SV im DFB-Pokal gedacht. Die Bedingung: Sollte Paderborn nicht gewinnen, müsse Waterink das Geld zurückzahlen.

Der Mann war Filip S., ein Bruder des Berufszockers Ante S. aus Berlin. »Lass dich einfach mal im Strafraum fallen«, fordert Filip S. Waterink demnach auf, bevor er ihm die Scheine übergab. Und Waterink fiel! In der 40. Minute sackte der Verteidiger im Strafraum zu Boden. Hoyzer pfiff und entschied auf Elfmeter. Guido Spork verkürzte auf 1:2, am Ende gewann der SCP in Überzahl mit 4:2. Schnell war von Manipulation die Rede. Die Gerüchte erhärteten sich wenige Monate später. Hoyzer gestand anschließend am 27. Januar 2005 und wurde im November wegen Beihilfe zum Betrug zu zwei Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Waterink wurde vom SC Paderborn suspendiert und vom DFB gesperrt. Er beendete seine Karriere in den Niederlanden.
Die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev schrieb in der Saison aber auch viele positive sportliche Schlagzeilen. Nach 2:1-Sieg gegen den MSV Duisburg zog der SCP in das Pokal-Achtelfinale ein, scheiterte dort erst im Elfmeterschießen mit 1:4 gegen den SC Freiburg. Noch besser lief es in der Meisterschaft, die die Paderborner auf Rang zwei abschlossen – und sich damit den nach 22 Jahren lang ersehnten Aufstieg in 2. Bundesliga erkämpften.
Das Saisonziel war erreicht. Als Glücksgriff glänzte Alexander Löbe, der zu Saisonbeginn von der SG Wattenscheid 09 nach Paderborn gewechselt war und mit 17 Toren maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatte. Der zweite Garant für den Aufstieg war Torwart Stephan Loboué, der aus Fürth zum SCP kam und in 31 Partien mit starken Paraden glänzte – und sechs Mal vom heutigen Paderborner Keeper Lukas Kruse vertreten wurde.
Unglücklich: Im Saisonfinale sickert durch, dass der Verein den Vertrag mit Chefcoach Pavel Dotchev nicht verlängern wird. »Ich muss micht nicht verstecken, sondern kann mit Stolz gehen. Denn ich habe dem Verein in den vergangenen zehn Jahren mehr gegeben, als ich bekommen habe«, sagte der Trainer dem WESTFALEN-BLATT. An Aufgabe dachte Dotchev in der Saisonschlussphase jedoch nie. »Ich werde meine Jungs nicht im Stich lassen. Wir werden gemeinsam den Erfolg feiern, für den wir so hart gearbeitet haben«, sagte der Trainer, der sich mit dem vor der Saison angepeilten Aufstieg von der Mannschaft verabschiedete.
Nach dem Engagement beim SC Paderborn trainierte der Coach ZSKA Sofia in Bulgarien. Anschließend wechselte Dotchev zurück nach Deutschland, wo er zuletzt in Sandhausen und bis September 2013 bei Preußen Münster arbeitete.

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