Montag, 10. März 2014

Hinter Gittern

Hochsicherheitsspiel!

Ungewöhnliches Turnier: FC Exter kickt in der Justizvollzugsanstalt Herford gegen zwei Knast-Mannschaften

Ein Spiel hinter Stacheldraht und hohen Mauern: Die Fußballer des B-Ligisten FC Exter haben das wohl ungewöhnlichste Turnier ihrer Laufbahn hinter sich gebracht. In der Justizvollzugsanstalt Herford haben sie gegen zwei Gefangenen-Mannschaften gespielt.

Schon der Gang in die Sporthalle hinterlässt bei den Spielern ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Als sich im Innenhof das Tor schließt, befinden sich die FCE-Spieler hinter Gittern. Um sie herum: hohe Mauern. Gesichert mit NATO-Stacheldraht.


Der Weg in die Sporthalle ist noch lang – und wird von Zäunen mit vergitterten Toren unterbrochen. Als die Exteraner an den Fenstern der Zellen vorbeikommen, rufen einige Gefangene laut heraus. »FC Exter, ihr habt keine Chance«, schallt es durch den Innenhof. Wer heute zu Gast ist, hat sich im Inneren herumgesprochen. Die Knie zittern. Denn im Herforder Gefängnis sitzen wahrlich böse Jungs. »Das Strafmaß reicht von sechs Monaten bis zu zehn Jahren«, berichtet JVA-Leiter Friedrich Waldmann. Einbrecher, Räuber oder Mörder – das Repertoire an Straftaten ist vielfältig.
In der Halle angekommen, erinnert nur noch wenig an ein Gefängnis. An den Wänden hängen Tafeln mit den Wappen einiger Bundesliga-Klubs. Die Luft ist stickig. Der Unterschied zu anderen Sportstätten: Die Fenster befinden sich an der Dachkante und sind vergittert. Kurios: In einer Ecke befindet sich eine Kletterwand – einige Exteraner Fußballer müssen darüber schmunzeln. »Ausgerechnet im Gefängnis«, sagt einer.
Das Publikum ist überschaubar: der SPD-Politiker Christian Dahm, der FCE-Vorsitzende Peter Lange, Anstaltsleiter Waldmann sowie drei Wärter in Trainingsanzug und einer in Uniform schauen sich die Duelle an, in denen zwei Knast-Auswahlen gegen zwei Exteraner Teams spielen. Am Ende – ein Turnier wie jedes andere. »Man ist schon ein bisschen nervös. Danach ist es aber ein normales Spiel«, sagt FCE-Kicker Tobias Bültemeier. Das ist auch JVA-Chef Friedrich Waldmann wichtig. »Wir wollen den Häftlingen Normalität vermitteln. Daher spielen hier nicht Knackis gegen Freie, sondern Sportler«, sagt er.
Sechs Spiele tragen die Teams in der JVA-Sporthalle aus. Am Ende zieht der FC Exter I gegen die erste Knast-Auswahl den Kürzeren – unterliegt mit 2:4. Keine Blamage! Die Gefangenen haben gute Fußballer in ihren Reihen. Ein Häftling, so heißt es, soll nach seiner Freilassung ein Probetraining bei einem ostwestfälischen Oberligisten absolvieren. Nach dem Turnier ist alles (fast) wie immer Es wird abgeklatscht und die Hände geschüttelt. Doch während die Exteraner nach dem Duschen nach Hause fahren, muss der Gegner zurück in die Gefängniszellen.

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